Historische Orgeln der Schweiz, Volume 9
Unermüdlich spielt Albert Bolliger für das Label Sinus sorgfältig ausgestattete CDs mit Klang-Dokumentationen historischer Orgeln ein, Instrumente aus Österreich, Frankreich, der Schweiz sowie anderen Ländern. Dieses Engagement, das auf den ersten Blick wirkt wie eine Angelegenheit für Spezialisten, hat doch in Wirklichkeit international beachtliche Resonanz hervorgerufen, wovon zahlreiche Preise, unter anderem der Diapason und Auszeichnungen der Deutschen Schallplattenkritik, zeugen. Der Reiz der neuen Produktion, Folge 9 aus der Reihe Historische Orgeln der Schweiz, teilt sich denn auch dem mit, der kein Fachmann für Orgelmusik ist und der auch keine besondere Beziehung hat zu den hier präsentierten vier Orgeln aus St. Gallen, Gossau, Walenstadt und Pfäfers. Dieser Reiz liegt darin, daß diese vier Instrumente, die zum Teil tiefgreifend restauriert wurden, zum Teil aber auch noch fast im Originalzustand erhalten sind (Walenstadt), auf einer einzigen CD gegenübergestellt werden, und so in puncto Instrumentenklang wie auch Raumakustik leicht miteinander verglichen werden können. Auf diese Weise liefert die Produktion viel Anschauungsmaterial und wird somit zu einem kleinen Kurs in historischen Tasteninstrumenten. Das ausgewählte Repertoire stammt jeweils ungefähr aus der Zeit des Orgelbaus; es handelt sich um größtenteils kleinere Stücke, die meist aus der Praxis des kirchlichen Orgelspiels heraus entstanden sind. Vielleicht spielt Bolliger die Stücke einen Tick zu gleichartig, auch zu statisch; der Interpretation der kleinen Suite Gottlieb Muffats etwa hätte sicherlich an manchen Stellen ein höheres Maß an Agogik, ein wenig Raffung oder Verbreiterung, gut getan. Was sich jedoch sehr gut mitteilt, besonders an den Orgeln aus Gossau und Walenstadt, ist die physische Mühe, die das Spiel in Form des Drückens der Tasten mitunter macht. Leider sind in den Nachhall von ausgeklungenen Sinneinheiten hinein angebrachte Schnitte unüberhörbar, was den Eindruck der Sorgfalt ein wenig trübt. Dafür entschädigt ein informatives Beiheft, in welchem sowohl die Orgeln als auch die betreffenden Gotteshäuser abgebildet sind. Dr. Michael B. Weiß [19.07.2006] Anzeige